2009 – Schlafzimmergäste von Alan Ayckbourn

Nachlese zu „Schlafzimmergäste“Plakat 2009

Leider konnte uns die Theatergruppe Blumhardt in diesem November nur einmal in ihre gemütlich eingerichteten Schlafzimmer einladen, denn auch vor ihnen machte die Grippewelle nicht halt. Aber diese eine Vorstellung übertraf wieder einmal alle Erwartungen und brachte so manchen Zuschauer, insbesondere Ehepaare, zum Lachen und Grübeln. Der unverwechselbare Spott Alan Ayckbourns hält in dieser bissigen Gesellschaftssatire nicht vor dem intimsten Raum des Hauses an, sondern entführte uns mitten in die Spielwiesen der Ehepartner, die sich in verschiedenen Lebenslagen und diversen Altersstufen fanden.

Ankündigung in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 9. Februar 2010Dass ein gutes Essen der beste Sex des Alters ist, das hatten Delia, perfekt gespielt von Katja Windisch, und Ernest schon längst erkannt. Christoph Fauser dessen hervorragendes komödiantisches Talent den Zuschauern bereits bekannt ist, erntete reichlich Lachsalven und beiden Spielern wurde das Glück, gemeinsam „Sprotten im Bett“ essen zu dürfen, als höchste Gefühlsregung sogar ohne Heizdecke, abgenommen.
Wer Matthias Methner nicht kennt, war sicher der Meinung, hier einen armen Invaliden gesehen zu haben. In der Rolle des ans Bett gefesselten Nick, glänzte Methner und zerfloss nur so vor Selbstmitleid. Das unbarmherzige Weib unseres frustrierten Nick gab Christiane Kaltschmitt. Gekonnt spielte sie Ihren Part als mitleidlose Ehefrau, der es auch einigen Spaß zu machen schien, ihrem gequälten Liebsten von der aufkeimenden Affäre zu ihrer alten Flamme Trevor in Kenntnis zu setzen. Trevor, geschickt dargeboten von Andreas Leukert-Knapp, ein Mann, der weder seine Gefühle noch seinen Testosteronspiegel  im Griff zu haben schien, wandelte als egozentrischer Ruhestörer durch die Privatsphäre der Schlafzimmerbesitzer auf der Suche nach was? Vielleicht seiner von Selbstzweifeln gepackten Ehefrau Susannah? Helen Albrecht hielt das Publikum mit ihrem Susannah-Gefühlschaos in Atem. Sie überzeugte ebenso wie Jenny Moschek, die die junge, hübsche und begehrenswerte Kate spielte, deren Lebensglück noch relativ unverdorben schien. Holger Neumann, der ihren Partner Malcolm gab, ist ein neuer Spieler der Theatergruppe Blumhardt. Er stellte den jungen, unverbrauchten, etwas hektischen Liebhaber lässig dar.
Fazit: Ein absolut sehenswertes Bühnenstück, das uns Zuschauer aus einer ungewohnten Perspektive teilnehmen ließ – wir saßen auf der Bühne! So gab es ein völlig neues Raumgefühl  für den großen Saal des Hermann-Maas-Hauses. Es entstand ein kurzweiliger Theaterabend  mit einer besonderen spielerischen Leistung. Besten Dank dafür!
Hervorragend unterstützt wurde die Spielergruppe durch ein perfektes technisches Team: Daniel Horsch und Matthias Müller, sowie die aufmerksame Souffleuse Claudia Maurer.
Glücklicherweise wird die Gruppe das Stück noch einmal im Februar kommenden Jahres aufführen.
Am Freitag und Samstag, 5. und 6. Februar, jeweils um 19 Uhr 30 wird es ein Wiedersehen mit „Schlafzimmergästen“ geben.

Monika Jost-Ullmann