Archiv der Kategorie: 2019 – Plötzlich und unerwartet
Plötzlich und unerwartet: eine Rezension
Theater Blumhardt brachte am vergangenen Wochenende den Krimiklassiker von Francis Durbridge temporeich und mit viel Esprit auf die Bühne.
Und ewig lockt das Weib, oder doch das Geld? Die Erste, mit dem vielen Geld, muss jedenfalls weg. Doch wie werde ich die bessere Hälfte los? Putzmunter und voller Lebensdrang, überzeugend dargestellt von Helen Albrecht, wird die Ehefrau Maggie Howard, von ihrem treusorgenden Ehemann, Glenn Howard mephistophelisch, brillant verkörpert von Andreas Leukert-Knapp, kurzerhand zu einem seelischen Wrack stilisiert. Diese sucht angeblich Trost in den Armen des verflossenen Liebhabers, Sam Blaine – naiv und immer noch liebeskrank bestens in Szene gesetzt von Matthias Methner. Und wie kann ich die immer präsente Schwägerin, Helen Tenby, warmherzig und gleichzeitig kritisch, bestens gespielt von Christiane Kaltschmitt, auf eine falsche Fährte locken? Der fiese Plan braucht Gehilfinnen. Die Erste, Sheila Wallis, hervorragend verkörpert von Irina Huppert, geistert gedopt und immer am Rande des Nervenzusammenbruchs über die Bühne. Sie soll den Wagen in den Graben fahren auf dem Weg zu Sam Blaine, welchem der Mord an seiner Ex angehängt werden soll. Alles wäre ja gut gegangen, hätte Sheila nicht die Nerven verloren, wie es von Ruth, dem Dienstmädchen und der zweiten Gehilfin prophezeit wurde. Diese wurde doppelbödig, verführerisch als die eigentliche Drahtzieherin von Katja Ludwig performt. Und da ist ja auch noch die Gegenseite: Der Ex, der doch nicht so naiv, einen geheimnisvollen Kommissar neben dem echten einschleust, beide souverän auf die Bühne gebracht von Moritz Tzschaschel und Christoph Fauser, um die flatterhafte Gehilfin Nummer 1, Sheila Wallis, in die Enge zu treiben und zum Reden zu bringen.
Die einzig Gute und Konstante in dem ganzen Drama, die Schwester der ermordeten, Helen Tenby, schwankt und fällt und nicht nur sie. Denn am Ende heißt es, wie von einem jungen Zuschauer treffend bemerkt: „Alle tot, alle tot“ und der Rest ist Schweigen.
Denn: „Mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht und mache noch nen zweiten Plan gehen tun sie beide nicht.“ Dieses Brechtsche Zitat hätte dem rührigen und bemühten Ehemann viel Mühe und Leid erspart.
Das Publikum war gebannt von der kurzweiligen Inszenierung, die dank der Regietipps von Christian Verhoeven richtig Fahrt aufgenommen hatte, vor allem im zweiten Teil des Abends. Ins rechte Licht wurde das Ganze routiniert gesetzt von David Knapp. Die Souffleuse Tatjana Abel-Miloseska gab den Spielern die nötige Sicherheit, die das streckenweise recht textlastige Stück mühelos beherrschten.
Bühnenbau leicht gemacht
„Plötzlich und unerwartet…“
„Plötzlich und unerwartet…“
Kriminalstück von Francis Durbridge
London in den 80ern. Glenn Howard hat alles genauestens geplant, eigentlich kann nichts schief gehen. Also zieht er sein Vorhaben kaltblütig durch und bringt seine Gattin Maggie um die Ecke, um an ihr Vermögen zu kommen. Die Leiche entsorgt er in der Nähe des Hauses von Maggies Ex-Freund Sam Blaine. Ihm will er den Mord in die Schuhe schieben. Glenns drogenabhängige Geliebte Sheila Wallis versucht ihn dabei zu unterstützen.
Und die anderen? Maggies Schwester Helen Tenby ist mit den Nerven am Ende, Sheila verliert den Überblick, Sam weiß sich zu wehren und das schüchterne Au pair-Mädchen Ruth kann alles gar nicht glauben.
Nach und nach kommt Glenns Alibi immer mehr ins Wanken – bis am Ende „plötzlich und unerwartet“ alles ganz anders kommt.
Theater Blumhardt – „Plötzlich und unerwartet…“
Freitag und Samstag 22./23.11.2019, jeweils 19.30 Uhr
Hermann-Maas-Haus, Hegenichstr. 22, HD-Kirchheim
Eintritt 10 € (ermäßigt 8 €)
2019 im Zeichen von Francis Durbridge
Francis Durbridge? Die Älteren unter uns werden sich an die Straßenfeger aus den 1960ern erinnern, die Groß und Klein vor den Fernsehern versammelten…
Durbridges „Plötzlich und unerwartet“ spielt in und um London. Ein Kriminalstück, bei dem nicht immer alles geradlinig verläuft. Manchmal passieren Dinge, plötzlich und unerwartet.
DIe Aufführungen werden am 22. und 23. November 2019 sein.