Rezension: Alle meine Söhne

Gruppenbild 2014Drama am Theater Blumhardt

Emotionale Dichte und Düsternis begegnete dem Publikum des Hermann-Maas-Hauses am 21. und 22. November mit dem Drama: „Alle meine Söhne“ von Arthur Miller.

Ungewohnt ernst, wahrlich keine leichte Kost boten die Spielerinnen und Spieler der Theatergruppe, passend zur derzeitigen politischen Weltstimmung und den Verstrickungen der reichen Nationen und jedes Einzelnen an den bestehenden Krisen und Kriegen unserer Tage. Ein Stück, das unter die Haut ging.

Das Drama, geschrieben 1947, reflektiert die Frage der Schuld nach einem der größten und grausamsten Kriege der Neuzeit, jedoch nicht bezogen auf Nationen, sondern als persönliche Frage der ökonomischen Bereicherung am Sterben junger amerikanischer Soldaten.

So gelang es besonders Christoph Fauser eindrucksvoll, den gut situierten Vater Joe Keller zu verkörpern, der materiellen Wohlstand zu Ungunsten der Sicherheit von Soldaten anhäufte und erst im Laufe des Stückes die Tragweite seiner Verfehlung erkannte und seine Schuld bekannte.

Christiane Kaltschmitt spielte emotional überzeugend dessen Ehefrau Kate, die mit dem Bekenntnis der Schuld, gleich einer griechischen Tragödie, den Stein ins Rollen brachte, der letztendlich zur vollkommenen Auflösung ihrer Familie und damit ihrer geliebten, heilen Welt führte.

Geprägt durch Kriegserlebnisse und familiäre Ungereimtheiten erwies sich Chris, gekonnt wiedergegeben durch Andreas Leukert-Knapp, als einfühlsamer Sohn, der nicht mit der Familienlüge leben wollte.

Helen Albrecht spielte die Verlobte des Erstgeborenen und Geliebte des Zweitgeborenen Chris mit Tiefgang.

Den Bruder der Verlobten gab Thomas Wenzel zum Besten und wirkte in seiner Rolle betont niedergeschlagen.

Die nette, heile Nachbarschaft, die immer bestens informiert war, und unter vorgehaltener Hand Geheimnisse austauschend stets präsent bei Familie Keller zu sein schien wurde lebendig und realistisch dargestellt durch den pfiffigen David Knapp, Katrin Weißer, Holger Neumann, Katja Ludwig und Matthias Methner.

Das Publikum erkannte an diesem Abend mehr und mehr, dass die Theatergruppe Blumhardt hier ein Drama aufführte, dass so aktuell wie nie zuvor, ein Sittengemälde unserer Zeit wiederspiegelt und das obwohl der Autor Arthur Miller es vor weit über einem halben Jahrhundert verfasste.

Nicht nur Komödien, nein auch ernste Dramen, fesseln also die Kirchheimer Besucher und so endeten die Aufführungen nach einem Moment des Schweigens und Verdauens mit großem, verdientem Applaus.

Souffleuse Tatjana Abel-Miloseska und der Licht- und Tontechniker Jan Ziegler sorgten für einen reibungsfreien Ablauf dieses gelungenen Theaterabends.

Monika Jost-Ullmann