Volles Haus für die Lehrernacht

Große Freude! Beide Aufführungen waren ausverkauft und wir haben viele positive Kommentare bekommen. Danke an alle, die uns unterstützt haben!

Theater Blumhardt 2011Monika Jost-Ullmann war so freundlich und schrieb eine Rezension:

Ja, so kann man es sich vorstellen: Übermüdete, frustrierte, überforderte Lehrerinnen und Lehrer bei einer Sondersitzung des fiktiven Hölderlingymnasiums an einem kalten Winternachmittag. Hinein gepflanzt in eine atmosphärisch nüchterne Räumlichkeit. Ein Lehrerzimmer mit dampfender Kaffeemaschine, unpersönlichen Utensilien, ohne Harmonie, abgesehen von ordentlich gereihten Aktenordnern im schwarzen Wandschrank.
Das Stück Lehrernacht von Bodo Kirchhoff wirkte lebensnah inszeniert. Das Publikum schlüpfte sofort in die Rolle des Voyeurs. Technisch brillante Einspielungen perfektionierten das Seh- und Hörerlebnis.
Worum es ging? Eine Entscheidung sollte gefällt werden. Darf ein Schüler aufgrund eines Verdachtes auf Vergewaltigung einer Mitschülerin aus der Schulgemeinschaft ausgeschlossen werden oder gilt: In dubio pro reo?
Leidenschaftlich und sehr persönlich kämpften die zu Rate gezogenen Fachlehrer um ihre eigene Position. Der eingeblendete melancholische Humanist Hölderlin wirkte sinnstiftend, sein Porträt schwebte über den Gedanken der Juroren.
Die Rektorin des Gymnasiums dominierte in der Mitte und hielt zunächst die Gesprächsfäden in der Hand. Liberal, im Verlauf der Handlung aber doch zu sehr auf Ruf und Außenwirkung bedacht, entlarvte sich ihr Führungsanspruch als ein Festhalten an Macht, der private Unzulänglichkeiten ausgleichen sollte. Katja Windisch war für diese Rolle perfekt besetzt, eigentlich hätte sie im absolutistischen Sinne gerne auf einem Thron sitzen dürfen. Mutig und authentisch spielte Christoph Fauser den stillen Einzelgänger, der hustend und schniefend, fiebrig und voller Feuer die nicht offensichtliche Seite des Falles betrachtete und immer mehr Anhänger seiner Sichtweise fand. Junge Sportlehrer sind in der Regel wie? Fußball besessen, hormongesteuert und chauvinistisch. Diese Schublade bediente  Thomas Wenzel mit Tatoo und Südseekette im Brusthaar gekonnt. Jenny Moschek spielte die Überforderte. Kinder, Beruf, Tatsachen, die von der Mathematikerin sauber analysiert werden wollten. Glaubhaft zeigte sie die Grenzen der Belastbarkeit. Shakespeare, Sommernachtstraum – das passt zu der Rolle von Helen Albrecht – sie lebte uns die Illusionen vor, die noch so manche Junglehrerin der musischen Fächer träumt.
Staub trocken und aufbrausend, besserwisserisch und hinter dem PC verborgen, protokollierte Matthias Methner das Geschehen der Sitzung. Eigentlich hätte der naturwissenschaftliche Lehrer doch viel lieber das zeitgleich laufende Fußballspiel verfolgt. Andreas Leukert-Knapp setzte sich sehr überzeugend in Szene als Lehrer der Geisteswissenschaften. Seine gescheiterte Schlagzeugerkarriere hatte deutliche Spuren hinterlassen. Ein Lehrerehepaar, gespielt von Christiane Kaltschmitt und Holger Neumann beantwortete die zentrale Frage nach der Liebe. Geschickt befreiten sie das Publikum von der Illusion, dass Altruismus eine erkaltete Ehe aufpeppen könnte. Völlig authentisch spielte Daniel Horsch den umsichtigen Hausmeister. Ein Mann der mit beiden Beinen fest im Leben steht und ein Gegengewicht zu den kopflastigen Gesprächen des Lehrerkollegiums bildete. Daniel Horsch zeichnete auch verantwortlich gemeinsam mit Matthias Müller und Christoph Nofer für die moderne Bühnentechnik und half die bis zum Schluss spannende Lehrerkonferenz ins rechte Licht zu rücken.
Die Theatergruppe Blumhardt, mit allen Frauen, Männern und Kindern, die im Hintergrund agierten sorgten für einen krönenden Abschluss des 1. Kirchheimer Kulturherbstes vor stets ausverkauftem Haus.